Fünf Jahre wir weit weg – das war die Geburtstagsfeier

Am 19. November trafen 120 ehemalige und aktuelle Projektbeteiligte von wir weit weg auf der „Fünf Jahre wir weit weg‘“-Geburtstagsparty zusammen. Sie tauschten sich darüber aus, welchen Mehrwert das Projekt und die internationalen Jugendbegegnungen für sie hatte und dachten über die zukünftige Entwicklung nach. Allen gemeinsam war die Faszination darüber, welchen Umfang wir weit weg mittlerweile hat.

„Es ist beeindruckend zu sehen, was alles an dem Projekt dranhängt, wie viele Menschen. Man glaubt das ja gar nicht, an der eigenen Schule ist es halt die kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern und die beiden Coaches“, zeigte sich Liska, wir weit weg-Teilnehmende der Diesterweg-Oberschule Chemnitz, begeistert von der Veranstaltung.

Wie prägend und zuträglich Erfahrungen in der internationalen Jugendarbeit für die berufliche Laufbahn sein können, machte Albert Klein-Reinhardt, Referent für Europäische und internationale Jugendpolitik im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, am eigenen Beispiel fest: „Als ich mich innerhalb des Ministeriums auf die Stelle beworben habe, die ich jetzt ausfülle, wurde ich unter anderem gefragt, was ich denn an Kenntnissen und Erfahrungen im Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe mitbrächte. Da ich kein Jurist bin, erwähnte ich unter anderem, dass ich früher internationale Jugendbegegnungen organisiert und geleitet habe. Wie man heute sieht, wurde entschieden, dass ich der Richtige für diese Stelle sei.“

Fünf Jahre, 120 Jugendliche, sieben Oberschulen, 13 internationale Jugendbegegnungen

Seit Projektbeginn 2014 haben etwa 120 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren an fünf Leipziger Oberschulen, einer Oberschule in Chemnitz und an der Oberschule Frohburg insgesamt acht internationale Jugendbegegnungen im Ausland entwickelt und durchgeführt. Dazu gab es fünf Rückbegegnungen in Deutschland. Unterstützung bei der Organisation erhielten die Jugendlichen durch jeweils zwei ehrenamtliche Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleiter (die Coaches International) und die hauptamtliche Projektkoordination der KINDERVEREINIGUNG Leipzig e.V.

Bei einer internationalen Jugendbegegnung treffen sich Gruppen von Jugendlichen aus mindestens zwei Ländern für etwa zehn Tage, um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. „Fast Feet Slow Food“ war eine der internationalen Jugendbegegnungen, die im Rahmen von wir weit weg entstanden ist. Sie fand 2018 in Griechenland statt, die Rückbegegnung führten die Jugendlichen zusammen mit ihren beiden Coaches 2019 in Leipzig durch. Thematisch drehte sich alles um gesunden Lebensstil, Ernährung und Sport.

„Die Zeit in der internationalen Gruppe hat mich sehr geprägt. Ich war sonst in so größeren Gruppen immer eher zurückhaltend am Anfang. Das Projekt hat mich mutiger gemacht. Später würde ich auch gern als Coach tätig sein“, beschreibt Maja Schreiber, Schülerin an der Helmholtz-Oberschule Leipzig, ihre Erfahrungen, die sie während der Teilnahme am Projekt wir weit weg von 2017-2019 gemacht hat.

„Das Beste: Dieses Projekt ist ein Selbstläufer“

„Wir sind sehr froh und glücklich, dass das Projekt an unserer Schule ist und dass wir so den Schülerinnen und Schülern ermöglichen können, ins Ausland zu reisen, Leute kennenzulernen, die sie auf einer Urlaubsreise nicht kennengelernt hätten, dass sie die Reisen selbst organisieren und ihre Teilnahme vom eigenen Engagement und nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, fasst es Frau Noseck, Schulleiterin an der Helmholtz-Oberschule Leipzig zusammen.

Henrik Starke, Schulleiter der 56. Oberschule Leipzig ergänzt: „Das Beste an dem Projekt ist, dass die Schule damit fast nichts zu tun hat. Wir öffnen die Türen, stellen den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern her und stellen die Räumlichkeiten. Ansonsten ist das Projekt ein Selbstläufer.“

Dieser Faktor ist beiden wichtig, wenn es für Träger der außerschulischen Jugendarbeit darum geht, mit Schulen zusammenzuarbeiten. Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleitungen haben im Schulalltag wenig Zeit, sich um zusätzliche Angebote an ihren Schulen zu kümmern. Wenn ein Projekt für das Ganztagsangebot dann nahezu „von allein“ läuft, ist das für eine Kooperation sehr zuträglich.

Ein weiterer wichtiger Punkt für das Gelingen des Projekts ist die Rolle der Coaches. An der Schnittstelle zwischen den jugendlichen Teilnehmenden und der Projektkoordination sind sie mit der direkten Projektumsetzung betraut. Eine gute Beziehung zu den Jugendlichen ist das A und O, wie Janina Rüther es beschreibt, die Coach an der Diesterweg-Oberschule Chemnitz war: „Das Spannende daran war, dass wir, die Coaches, eine Autorität gegenüber den Jugendlichen hatten, aber trotzdem ihre Freunde waren. Ich kann dieses Projekt daher jedem weiterempfehlen, der auch so einen guten Einblick in internationale Jugendarbeit gewinnen will.“

Ein Ansatz, der Verbreitung finden soll

Auch anwesend beim fünfjährigen Jubiläum des Projekts waren Partnerorganisationen aus sieben Ländern. Aneta Dawidziuk von der Associação Spin in Lissabon, Portugal, zeigte sich sehr begeistert vom wir weit weg-Ansatz. Ihre Organisation war Partner bei einer internationalen Jugendbegegnung, die 2017 bis 2018 im Rahmen von wir weit weg entstanden war: „Wir haben unsere Jugendlichen aus der Nachbarschaft ins Projekt integriert. Sie leben oft unter erschwerten Bedingungen, haben es nicht so leicht. Viele von ihnen saßen noch nie in einem Flugzeug, hatten ihren Heimatort noch nie verlassen. Die Wirkung auf sie war unglaublich. Da waren Leute dabei, die sich noch nie für irgendetwas Gesellschaftspolitisches interessiert haben. Sie kamen zurück und wollten plötzlich in ihrer Nachbarschaft aktiv werden.“

Im Nachgang der Geburtstagsfeier wollen Organisationen aus Portugal, Finnland, Griechenland und Polen nun eine Strategische Partnerschaft entwickeln, um sich intensiver zu Best Practices der partizipativen internationalen Jugendarbeit am Beispiel von wir weit weg auszutauschen.

Die Finanzierung ist eine der wichtigsten Gelingensbedingungen für wir weit weg

Damit ein solches Projekt wie wir weit weg, welches maßgeblich von einem Träger der außerschulischen Jugendarbeit koordiniert und durchgeführt wird, langfristig und erfolgreich funktionieren kann, braucht es vor allem eines: strukturelle Förderung durch verlässliche Finanzierung. Dies legt vor allem die wissenschaftliche Evaluation durch die Medienkompetenz- und Aneignungsforschung dar, als es um die Gelingensbedingungen des Projekts ging: „Im Hinblick auf die Projektumsetzung ergab die Auswertung, dass der inhaltlichen sowie organisatorischen Vorbereitung der Gruppentreffen und des Programms bei der Jugendbegegnung eine entscheidende Rolle zukommt. Daher sollten bei der Planung des Projektes genügend zeitliche und finanzielle Ressourcen eingeplant werden, um alle Projektinhalte, mit Blick auf die Bedürfnisse der Zielgruppe, inhaltlich sowie didaktisch gestalten zu können“, so Julia Nickel und Jasmin Röder im Auswertungsbericht zur Evaluation des Projekts.

Dass durch die Coaches viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird, ist klar. Ohne dieses Engagement wäre das Projekt auch nicht möglich. Jedoch wäre es aus rein ehrenamtlicher Kraft nicht zu stemmen, wie auch Bernd Böttcher von der Initiative Austausch macht Schule darlegt: „Hochachtung vor dem Anteil an ehrenamtlichem Engagement, der bereits jetzt im Projekt steckt. Ich halte es für schwierig, eine anhaltend hohe Qualität bei drastischer Kostensenkung bieten zu wollen. Das wird nicht funktionieren und müsste am Ende durch viel unbezahlte Arbeit kompensiert werden.“

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: https://wirweitweg.org

Das Projekt wir weit weg wird gefördert vom Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig, dem Innovationsfonds des Kinder- und Jugendplan des Bundes (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), sowie der Robert Bosch Stiftung. Die meisten im Projekt entstehenden internationalen Jugendbegegnungen werden gefördert von Erasmus+ JUGEND IN AKTION.

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