Was verstehen wir unter partizipativer Jugendarbeit? Was braucht es dafür und was ist der Mehrwert? Und wie können wir partizipatives Arbeiten in unseren Alltag integrieren? Beim multilateralen Fachkräftetraining „Let Youth Take Control“, welches vom 17. bis 22. November 2019 in Naunhof bei Leipzig stattfand, wurden einige Definitionen erarbeitet und weitere Kooperationsprojekte angestoßen.
“Wir sind uns darüber im Klaren, dass Partizipation von jedem und jeder hier anders verstanden wird. Darum suchen wir nach den gemeinsamen Anknüpfungspunkten“, so Jenna aus Virrat, Finnland und Teilnehmerin beim multilateralen Fachkräftetraining „Let Youth Take Control“. Insgesamt 28 Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, ehrenamtliche Jugendgruppenleiterinnen und Jugendgruppenleiter sowie Projektkoordinierende aus Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen, Finnland, Griechenland und Malta beschäftigten sich bei „Let Youth Take Control“ mit den Möglichkeiten der partizipativen Gestaltung von internationaler und lokaler Jugendarbeit. Dazu glichen sie zu Beginn die eigenen Vorstellungen und Definitionen von Partizipation ab.
Folgende Definition von Partizipation haben die Teilnehmenden in Gruppen erarbeitet: „Partizipation ist ein gemeinsamer Prozess, bei der die Beteiligten freiwillig an einer Sache auf ein Ziel hinarbeiten. Dieser Prozess ist charakterisiert durch Eigeninitiative, Entscheidungsfindung, Kreativität, Zusammenarbeit und Vertrauen. Durch diesen Prozess werden die Beziehungen in der Gruppe gestärkt, der Prozess macht Spaß und geht mit unterschiedlichen Lernerfahrungen einher. Er bringt Veränderungen, Innovationen, neue Ideen und Problemlösungen mit sich.“
Wie integrieren wir Partizipation in unsere tägliche Arbeit?
Im nächsten Schritt sollte es darum gehen, den Jugendlichen, mit denen die Teilnehmenden des Trainings täglich zu tun haben, Partizipation zu ermöglichen. „All die Jahre haben wir uns auf das Ergebnis, die internationale Jugendbegegnung konzentriert. Doch wäre es für mich viel interessanter, den Fokus auf den Entstehungsprozess zu legen und die Jugendlichen darin einzubinden. Ich bin überzeugt, dass auf diese Weise die Jugendbegegnung viel nachhaltiger wird“, fasst Smaro aus Thessaloniki, Griechenland, ihre Intensionen zur Entwicklung partizipativer Projekte zusammen.
In einem Open Space fanden sich Arbeitsgruppen, die gemeinsam Projekte zu ihren konkreten Anliegen entwickelten.
Entstanden sind
- eine Kooperation, die in einem weiteren Fachkräfteseminar in Malta Projekte zu lokaler partizipativer Jugendarbeit entwickeln wird;
- eine Kooperation aus Portugal, Finnland, Polen, Griechenland und Deutschland, die in einer Strategischen Partnerschaft Best Practice von internationaler partizipativer Jugendarbeit austauschen will und das anhand der bestehenden Projekte „Star of Europe“ aus Finnland und „wir weit weg“ aus Deutschland;
- und eine Kooperation aus Griechenland und Finnland, die eine partizipative internationale Jugendbegegnung entwickeln will.
Grenzen und Chancen von Partizipation
Problematisch sahen einige Teilnehmende die unterschiedlichen Auffassungen von Partizipation, die sie in ihren Herkunftsländern vorfinden und so auch bei den Nationalagenturen, wenn es darum geht, gemeinsam mit anderen Ländern internationale Austauschprojekte zu machen. So fragte sich Jenna: „Wie können wir zusammen Projekte entwickeln, wenn die Entscheidungen über die Projektanträge bei den Nationalagenturen liegen, die in jedem Land andere Ansprüche haben und andere Regeln vorgeben?“
Diese Hürden zu thematisieren und vielleicht ein Stück weit aus dem Weg zu räumen, haben sich die oben genannten entstandenen Kooperationen zur Aufgabe gemacht. Insgesamt zeigten sich die Teilnehmenden jedoch sehr angetan vom partizipativen Arbeiten als solchem: „Wir haben im Prinzip auf zwei Ebenen gearbeitet. Wir haben inhaltlich über Partizipation gesprochen, durch die Form des Open Space haben wir aber gleichzeitig auch eine Methode von Partizipation erlebt und kennengelernt. Das war großartig“, so Camille aus Paris, Frankreich.
Das multilaterale Fachkräftetraining “Let Youth Take Control” wurde gefördert von Erasmus+ JUGEND IN AKTION.